Was ist ein Trauma

Kurz vorweg:

Der Fokus unserer Arbeit liegt auf isolierten Traumata in Abgrenzung zur komplexen PTBS. Das heißt einmalige (zu große) Ereignisse, die einen aus dem Leben werfen. 

Verschiedene Formen von Trauma

Trauma (Griechisch: Wunde) bezieht sich auf eine tiefgreifende oder verstörende Erfahrung, die langfristige Auswirkungen auf das körperliche, emotionale oder psychische Wohlbefinden einer Person haben kann. Traumatische Ereignisse überschreiten oft die Bewältigungsfähigkeit einer Person und führen zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und überwältigendem Stress. Trauma kann durch verschiedene Situationen verursacht werden wie Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalt, Missbrauch, den Verlust eines geliebten Menschen oder andere lebensbedrohliche Erfahrungen.

Es gibt verschiedene Arten von Traumata, darunter:

  1. Körperliches Trauma: Dies beinhaltet körperliche Verletzungen oder Schäden, wie Wunden, Frakturen oder andere Verletzungen durch Unfälle oder Gewalt.

  2. Emotionales oder psychologisches Trauma: Diese Art von Trauma steht im Zusammenhang mit Erfahrungen, die intensive emotionale Belastung verursachen. Es kann durch verschiedene Ereignisse entstehen, darunter Missbrauch, Zeuge sein von Gewalt, Suizid einer nahstehenden Person oder das Erleben eines schockierenden Vorfalls.

  3. Entwicklungsbedingtes Trauma: Dies tritt während der formenden Jahre einer Person auf und kann deren emotionale und psychologische Entwicklung beeinflussen. Beispiele hierfür sind Vernachlässigung, Missbrauch oder Störungen in der Bindung zu Betreuungspersonen.

  4. Akutes Trauma: Dies bezieht sich auf ein einzelnes, schwerwiegendes Ereignis wie einen Autounfall oder eine Naturkatastrophe.

  5. Chronisches Trauma: Dabei handelt es sich um eine langanhaltende Belastung durch stressige oder schädliche Situationen, oft über einen längeren Zeitraum. Beispiele hierfür sind fortgesetzter Missbrauch, Krieg oder das Leben in einer chronisch unsicheren Umgebung.

Menschen können auf Traumata unterschiedlich reagieren, und die Auswirkungen können stark variieren. Häufige Reaktionen umfassen Schock, Angst, Depression, Albträume, Flashbacks und Verhaltensänderungen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der ein traumatisches Ereignis erlebt, dauerhafte Traumafolgestörungen entwickelt, da individuelle Widerstandsfähigkeit und Bewältigungsmechanismen eine Rolle dabei spielen, wie Menschen solche Erfahrungen verarbeiten und sich davon erholen.

Die Behandlung von Trauma umfasst oft therapeutische Interventionen wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT), Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) und andere auf Trauma ausgerichtete Therapieansätze. Unterstützung von Freunden, Familie und Fachleuten im Bereich der psychischen Gesundheit ist entscheidend, um Menschen dabei zu helfen, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen und sich davon zu erholen. Wie der „trauma-informed“ Kontext von Segeln helfen kann, erfahren Sie hier.

Das medizinische Trauma als Sonderform

Der Begriff „medizinisches Trauma“ wird oft im Kontext von traumatischen Erfahrungen im medizinischen Bereich verwendet. Es bezieht sich auf psychologische oder emotionale Belastungen, die Patienten durch medizinische Behandlungen, Eingriffe oder Diagnosen erleben können. Dies kann verschiedene Aspekte umfassen, von schweren Krankheitsdiagnosen über chirurgische Eingriffe bis hin zu kritischen medizinischen Ereignissen.

Ein medizinisches Trauma kann verschiedene Reaktionen auslösen, einschließlich Angst, Depression, Stress und sogar Symptome ähnlich der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Menschen, die schwere Krankheiten durchleben, sich intensiven medizinischen Interventionen unterziehen oder mit lebensbedrohlichen Situationen im medizinischen Kontext konfrontiert sind, können eine erhebliche emotionale Belastung erleben.

Einige Beispiele für medizinische Traumata können sein:

  1. Schwerwiegende Diagnosen: Die Mitteilung einer schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Krankheitsdiagnose kann für Patienten und ihre Angehörigen traumatisch sein.

  2. Chirurgische Eingriffe: Operationen und andere invasive medizinische Verfahren können Ängste und Stress verursachen, insbesondere wenn sie mit Risiken oder Unsicherheiten verbunden sind.

  3. Intensive Pflege: Langfristige Aufenthalte im Krankenhaus, insbesondere auf Intensivstationen, können zu emotionalen Herausforderungen führen.

  4. Unvorhergesehene medizinische Ereignisse: Unerwartete Komplikationen oder Notfallsituationen können für Patienten und medizinisches Personal traumatisch sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen von medizinischem Trauma individuell unterschiedlich sind, und nicht jeder, der medizinische Interventionen erlebt, entwickelt traumatische Symptome.

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Eine PTBS ist eine ernsthafte psychische Gesundheitsstörung, die sich als Reaktion auf ein belastendes oder traumatisches Ereignis entwickeln kann. Solche Ereignisse können körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Krieg, Naturkatastrophen oder schwere Unfälle umfassen.

Die Symptome der PTBS können vielfältig sein und in drei Hauptkategorien eingeteilt werden:

  1. Wiedererleben (Reexperiencing): Betroffene können Flashbacks, Albträume oder belastende Gedanken über das Trauma haben. Diese Erinnerungen können so intensiv sein, dass die Person das Gefühl hat, das Trauma erneut zu erleben.

  2. Vermeidung (Avoidance): Menschen mit PTBS können versuchen, Erinnerungen an das Trauma zu vermeiden. Dies kann sich in Form von Vermeidung von Orten, Menschen oder Aktivitäten äußern, die an das traumatische Ereignis erinnern könnten.

  3. Übererregung (Hyperarousal): Betroffene können übermäßig nervös oder reizbar sein, Schwierigkeiten beim Schlafen haben, sich leicht erschrecken oder in einem angespannten Zustand verharren.

Die Symptome müssen mindestens sechs Monate lang anhalten und das tägliche Leben beeinträchtigen, um die Diagnose einer PTBS zu erhalten. Die Störung kann erhebliche Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität haben.

Es handelt sich hierbei um eine psychiatrische Diagnose, die auch nur eine Fachärztin oder ein spezialisierter psychologischer Psychotherapeut stellen darf. Man kann sich also nicht selbst als „traumatisiert“ diagnostizieren (und damit auf die Diagnose PTBS rekurrieren). Daraus folgt auch, dass man niemanden sonst als „traumatisiert“ diagnostizieren kann. Es ist auch nicht empfehlenswert, weil man es schlicht von außen nicht sieht.

Der Begriff Trauma ist längst im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen und wird inflationär benutzt. Wir empfehlen, genau hinzuhören WER den Begriff verwendet und WAS diese Person damit eigentlich sagen möchte.

Es wird deutlich, in welcher Breite der Begriff Verwendung findet. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihre Form des Traumas zu unseren Aktivitäten passt, schreiben Sie uns gerne eine Mail. 

Weiterführende Infos und Links

Die beste Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum zum Thema Psychotrauma ist die „Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT)“.

Weiter empfehlen wir die EMDRIA als Fachverband für Eye-Movement-Desenzitation-and-Reprocessing (EMDR).

Kognitive Verhaltenstherapie, EMDR und andere Therapieformen machen einen entscheidenden Unterschied und können Betroffenen dabei helfen, Gesundheit und Lebensqualität zurückzuerlangen. Wenn Sie betroffen sind, dann müssen Sie da nicht alleine durch!

Abschließende persönliche Sätze

Trauma zeichnet Biographien. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Oft ist es die Antwort hinter „komischen“ Eigenheiten und Verhaltensweisen von uns selbst und anderen. Unsere Erfahrungen (auch und leider insbesondere die Negativen) formen uns. Auch eine Psychotherapie und ein mühseliges Aufarbeiten vergangener Einschnitte schützt nicht davor, dass uns das Schicksal schon morgen die nächste Misere auftischen kann. Wie ein befreundeter Arzt einmal seufzte: „Jedes Leben ist ein unaufhaltsamer Sterbeprozess.“ Wer damit in jungen Jahren und auf unangenehme Art konfrontiert wird, der hat ein Problem. Es zu leugnen heißt, vor der Wahrheit und dem Leben die Augen zu verschließen. Daraus resultiert häufig der o. g. „komische“ Weg. Es anzunehmen heißt, sich auf den langen Weg der Selbsterkenntnis und des persönlichen Wachstums zu machen. Daraus entstehen die schönsten Formen von Liebe, Glück, Zuwendung und Dankbarkeit. Dieser Weg erfordert immer wieder viel Mut und Kraft. Wir sind hier, um dabei zu helfen.